v.li.: Philipp Meyer (DJK Rimpar Wölfe), Patrick Schmidt (DJK Rimpar Wölfe) jubeln, 28.09.2019, Würzburg, 2. Handball-Bundesliga, DJK Rimpar Wölfe - HC Elbflorenz Dresden
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Stellungnahme zum Saisonstart in Bayern:

Verständnis und Verantwortung! Wir gemeinsam!

Als die Mannschaften des Bayerischen Handballverbandes Ende des Jahres ihre Hinrunde beendeten, konnte niemand damit rechnen, dass das Corona-Virus in den darauffolgenden Wochen und Monaten das private, berufliche und gesellschaftliche Leben derart stark beeinflussen würde. Die Einstellung des Spielbetriebs sowie die Entscheidungen, diesen selbst in den Profiligen nicht wiederaufzunehmen, waren für die HBL sowie die Landesverbände sicherlich keine leichten Entscheidungen. Zu implizieren, dass die Außendarstellung des Handballsports sowie die Vermittlung positiver Werte durch den Handball nur dann möglich seien, wenn ein Spielbetrieb stattfindet, ist mehr als fragwürdig und reduziert die Komplexität sozialer und gesellschaftlicher Prozesse in außerordentlichem Maße. Hier stellt sich die Frage, ob nur durch Wettkampf, Wertevermittlung möglich ist?

Als der Spielbetrieb vor über sechs Monaten eingestellt wurde, geschah dies im Konsens aller Vereine und wenig später im Lockdown war an Handball und Spielbetrieb sowieso nicht zu denken. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass der Verband hier frühzeitig und schnell Verantwortung übernommen hat und die richtige Entscheidung getroffen hat, als viele noch gezögert haben.

Wir starteten alle sobald als möglich wieder in den Trainingsbetrieb outdoor und dann – sobald es erlaubt war – auch indoor. Der Weg zurück in den Trainingsbetrieb war für alle Vereine eine große Herausforderung und die Vorgaben der Politik zur Gruppengröße bzw. dem Spieler/Trainer-Schlüssel forderten uns sowohl personell als auch finanziell, besonders bei der Nachwuchsförderung. Noch immer binden die Corona-Vorgaben der Staatsregierung viele personelle Ressourcen in unserem Verein. Trotz der herausfordernden Situation tragen wir die Verantwortung für nicht nur die Gesundheit, sondern auch für die Entwicklung unserer Spieler und wollten diesen frühzeitig wieder die Möglichkeit geben dem Handball nachzugehen. „Angst“ vor Corona haben wir nicht, aber den nötigen Respekt vor der Verantwortung, die wir für die Gesundheit unserer Spieler und in der Konsequenz auch für die Gesundheit der Gesellschaft haben.

Die letzten Wochen in Würzburg waren geprägt von wieder verschärften gesellschaftlichen Konsequenzen und immer wieder Spielern, die als Zweitkontakt vorsorglich in Quarantäne mussten. Damit hat es uns noch gut getroffen. Viele Vereine waren für 14 Tage komplett in Quarantäne. Das betrifft auch eine unserer „Vorzeigeligen“.

Vier Punkte bereiten uns starke Bedenken vor dem Saisonstart:

1. Chancengleichheit: Unsere Sportart definiert sich über ein Wettkampfsystem – allerdings nicht um jeden Preis. Wenn Mannschaft A gegen Mannschaft B spielt und am Ende der Saison, nach zahlreichen Spielverlegungen, unzähligen Spielern in Quarantäne, ausgefallenen Spielen, Doppelspieltagen uvm. eine gewisse Platzierung steht, dann muss diese, damit sie allen Definitionen des sportlichen Wettkampfes standhält, unter der „Maxime der Chancengleichheit“ zustandegekommen sein.

2. Hygienekonzept und Vorgaben des Verbands: Natürlich machen wir uns bereits seit Monaten Gedanken um die Umsetzbarkeit eines Spielbetriebs während Corona. Durch den Spielbetrieb in der Bundesliga waren wir auch frühzeitig als Verein in Kontakt mit potentiellen Konzepten. 10 Tage vor Saisonstart ein Hygienekonzept umzusetzen, das nochmal mehr personelle Ressourcen bindet als der normale Betrieb ist herausfordernd und in Anbetracht der Tatsache, dass in unserem Verein alle ehrenamtlich in ihrer Freizeit tätig sind – zum großen Teil mit Doppelfunktionen noch herausfordernder. Warum wurde nicht frühzeitiger ein Konzept gemeinsam mit den Vereinen erarbeitet und kommuniziert? Noch liegen uns auch keine Durchführungsbestimmungen vor. Der Spielbetrieb in Unterfranken ist bereits gestartet - ohne gültige Durchführungsbestimmungen.

3. Verantwortbarkeit: Wir sind aktuell Deutschlandweit bei den höchsten Infektionszahlen seit April. Damals haben wir den Spielbetrieb eingestellt. Jetzt sollen wir bei gleichen Zahlen und vielen Fällen in Vereinen starten? Das bereitet uns als Verantwortliche, genauso wie unseren Athleten, große Sorgen. Viele werden inzwischen auch von Arbeitgebern unter Druck gesetzt. An dieser Stelle ist die Maxime der Chancengleichheit wieder stark gefährdet.

4. Verständnis: Die Pandemie fordert eine Menge Verständnis von Seiten der Gesellschaft und zum Glück trägt ein Großteil der Gesellschaft die Maßnahmen mit. Wir müssen aber auch Verständnis dafür entwickeln, dass Spiele nicht nachgeholt werden können, da viele Spieler unter der Woche arbeiten müssen, genauso dass diese Spieler nicht bereit sind eine mehrtägige Quarantäne auf sich zu nehmen, wenn der Arbeitgeber ausreichend Druck ausübt. Wir brauchen Verständnis, dass wir als Verantwortliche im Verein bereits jetzt – genauso wie die Verantwortlichen im Verband – absolut am Limit sind was unsere ehrenamtliche Kapazität betrifft.

Für- und Miteinander, genauso wie Verständnis, ist keine Einbahnstraße. Wir appellieren an das Präsidium des BHVs auch die Stimmen der vielen Vereine zu hören, die sich Sorgen machen. Wir sprechen uns grundsätzlich FÜR einen Spielbetrieb aus, auch wenn dieser uns sehr fordert. Wir brauchen nur mehr Zeit die Vorgaben des Verbandes auch umzusetzen, um die Sicherheit der Athleten zu gewährleisten. Wir halten deshalb ein Verschieben des Saisonstarts in den November für zielführend.

Das löst nur einen Teil der Probleme und Herausforderungen, die wir haben. Die große Frage, die im Raum steht, ist die Saisonwertung unter der Maxime der Chancengleichheit. Was passiert bei einem Abbruch? Wie werden Spiele gewertet, die nicht nachgeholt werden können? Diese elementaren Fragen bzw. die Antwort darauf, stellen sicher, wie verantwortlich mit dieser Saison umgegangen werden kann und ob wir als Vereine mit euch als Verband gemeinsam unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden können. Wir können hier als positives Beispiel vorangehen, anders als andere Sportarten, die mehr der Maxime des maximalen Gewinns dienen anstatt ihrer Verantwortung als Vorbild in der Gesellschaft gerecht zu werden.

Lasst uns gemeinsam dafür arbeiten, dass wir diese besondere Saison 2020/21 bestehen und die Sportart Handball weiterhin in positiven Kontexten zu hören sein wird!

Manuel Feitz, Bastian Krenz, Simon Dod, Christian Krenz, Diana Link

SG DJK Rimpar e.V.