Wölfe drehen 8-Tore-Rückstand
von Lukas Schmitt
Was für ein Handballabend in Würzburg! Die Wölfe haben am Samstag ein Spiel geliefert, das man wohl lange nicht vergessen wird. Nach einer ersten Halbzeit, in der für die Hausherren nur wenig zusammenlief und der Zweitliga-Absteiger aus Konstanz scheinbar alles im Griff hatte, gelang der Mannschaft von Heiko Karrer eine beeindruckende Kehrtwende – inklusive eines Comebacks, das die 1403 Fans von ihren Sitzen riss.
Konstanz dominiert die erste Halbzeit
Die Partie startete zwar ausgeglichen, doch ab der 10. Minute übernahmen die Gäste zunehmend das Kommando. Die Wölfe fanden weder den Zugriff in der Abwehr noch das nötige Selbstvertrauen im Abschluss. Konstanz’ Spielmacher Christos Erifopoulos stellte die Defensive der Gastgeber ein ums andere Mal vor große Probleme und führte sein Team mit insgesamt 13 Toren beinahe im Alleingang an.
Bis zur 25. Minute wuchs der Rückstand der Wölfe auf 12:19, zur Pause lag man deutlich mit 14:20 hinten – und auf der Bank war deutlich zu spüren, wie schwer die Hypothek wirkte. Eine vierte Niederlage in Serie lag zu diesem Zeitpunkt greifbar nahe.
Karrer dreht an der Stellschraube
Im zweiten Durchgang änderte sich das Bild Schritt für Schritt. Trainer Heiko Karrer entschied sich, Erifopoulos in Manndeckung zu nehmen – ein taktischer Kniff, der den Gästen spürbar den Rhythmus nahm. Konstanz verlor nun häufiger den Ball, während die Wölfe plötzlich Mut fassten und Tempo aufnahmen.
Auch personelle Wechsel zeigten Wirkung: Sebastian Klein, der zunächst nach 15 Minuten Platz gemacht hatte, kehrte zurück ins Tor – und avancierte mit mehreren starken Paraden in der Schlussphase zu einem der Schlüsselspieler.
Wölfe holen Tor um Tor auf
Bis zur 42. Minute schien Konstanz beim Stand von 21:28 trotzdem noch klar auf der Siegerstraße zu sein. Doch dann begann das, was man rückblickend als eine der eindrucksvollsten Aufholjagden der Saison bezeichnen darf. Angeführt von nun treffsicheren Außen und einem unermüdlich arbeitendem Rückraum starteten die Wölfe einen Lauf, der die Gäste zunehmend nervös machte. Besonders Felix Karle, der am Ende fünf Tore erzielte – vier davon in der dramatischen Schlussviertelstunde – übernahm Verantwortung. Unter ohrenbetäubender Unterstützung der Fans schmolz der Rückstand immer weiter, ehe die Partie endgültig kippte.
Szuharev macht den Deckel drauf
In den letzten fünf Minuten gelang Konstanz kein einziger Treffer mehr. Die Wölfe dagegen spielten sich in einen Rausch – Luis Frank erzielte den Ausgleich, Captain Felix Karle den vielumjubelten Führungstreffer und Neuzugang Lev Szuharev machte wenige Sekunden vor dem Ende den Deckel drauf! Sein Treffer zum 35:33 brachte die Halle endgültig zum Beben.
„So etwas kann man kaum erklären“, sagte Trainer Karrer nach dem Abpfiff. „Es waren viele kleine Aktionen, die uns zurück ins Spiel gebracht haben. Und natürlich diese unglaubliche Atmosphäre – so laut habe ich es hier selten erlebt.“
Fazit: Ein Sieg des Willens und der Moral
Was bleibt, ist ein Heimsieg, der für die Tabelle enorm wichtig ist – aber vor allem für den Kopf. Das Team bewies Nervenstärke, Kampfgeist und die Fähigkeit, auch aus scheinbar aussichtslosen Situationen zurückzukommen. Mit diesem Erfolg bleiben behalten die Wölfe den Anschluss an die Tabellenspitze und haben gleichzeitig gezeigt, wie viel Energie in dieser Mannschaft steckt, wenn Teamgeist, Taktik und Fans zusammenwirken.
Wölfe: Klein, Bogojevic – Krenz, Schömig 5/3, Reidegeld 1, Karle 5, Kaufmann, Kütt, Bauder 7/2, F. Schmidt 4, N. Sommerkorn, Szuharev 5, Reitemann 1, Franke 4, Merk 1.
Konstanz: Poltrum, Pauli – Stotz 3, Michelberger 5, Sproß 1, Erifopoulos 13/2, Schwormstede 1, Knip 2, M. Pliuto 3, N. Pliuto, Hadlich, Fuhrmann, Dietrich 4, Schlafmann 1.
Zeitstrafen: 2:4 Rot: - Siebenmeter: 8/5 - 2/2 Zuschauer: 1403
Spielfilm: 5:4 (8.), 5:8 (10.), 8:9 (15.), 8:12 (16.), 9:16 (21.), 12:19 (25.), 15:23 (34.), 21:28 (42.), 26:29 (50.), 31:33 (56.), 35:33 (59:55).
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