Damen 1: Dritte Niederlage im dritten Spiel
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Auswärtsstärke als Markenzeichen

(at) Wer, bitteschön, erinnert sich nicht an jenes sagenhafte Tor im Spiel der Wölfe gegen die Mannschaft aus Dessau, als Benjamin Herth sich ein Herz fasste und einen direkt auszuführenden Freiwurf in der 60. Minute über die Deckung der Ostdeutschen hinweg zum 24:23 einnetzte. Für einen Moment drohte das ehrwürdige Dach der sOliver-Arena unter dem Jubel des Publikums fast abzuheben, denn niemand hatte damals noch ernsthaft an einen Erfolg geglaubt. Dieses Tor hatte sich ganz sicher einen Platz in den Annalen der Wölfe erarbeitet, mehr noch sich aber wohl als böses Erwachen in das Gedächtnis der Dessauer eingebrannt, denn um ein Haar hätten sie als Aufsteiger einen Punkt aus der Wölfe-Festung entführen können. Überhaupt erwiesen sich die Dessauer schon damals als ausgesprochen auswärtsstark, denn neben einigen knappen und denkbar unglücklichen Auswärtsniederlagen holten sie immerhin 16 ihrer 38 Punkte in der Fremde.

Auch in dieser Saison nahmen die Mannschaft von Trainer Uwe Jungandreas ihre ersten zwei Zähler auswärts mit, als sie nach drei Niederlagen in Folge in der so gefürchteten Nordfrost-Arena von Wilhelmshaven einen klaren 32:24-Erfolg einfuhren. Nicht nur, dass sie zum zweiten Mal dort mit einem klaren Sieg erfolgreich waren, wo spätere Aufsteiger und auch die Wölfe regelmäßig Federn lassen mussten, ist dabei beachtenswert, sondern auch die kompromisslose Art und Weise, wie sie die Niedersachsen aus deren Halle fegten. Insbesondere die Torquote war beeindruckend, allen voran die Rechts- und Linksaußenfraktion mit Vincent Sohmann, der in der letzten Saison nur knapp hinter Patrick Schmidt in der Torschützenliste lag, sowie den Tschechen Tomas Pavlicek und Marek Vanco, die 95% ihrer 20 Würfe auf das Tor verwandelte. Auf sagenhafte 84% Torquote kamen die Dessauer am Ende und hatten mit Philipp Ambrosius einen Keeper der Extraklasse im Tor, der die Wilhelmshavener Angreifer vor viele unlösbare Aufgaben zu stellen wusste. Dazu war augenfällig, dass auch der Rückraum mit den Achsen Max Scheithauer und Johannes Wasielewski enorme Gefährlichkeit ausstrahlte. Acht von elf verwandelten die beiden und reihten sich nahtlos in die gelebte Kompromisslosigkeit ein.

Nun mag man so einen Kantersieg als Ausnahme sehen, zumal die Mannschaft von Trainer Jungandreas aus den ersten Spielen nichts Zählbares auf ihr Konto buchen konnte, doch spätestens seit dem Krimi gegen Erstligaabsteiger Balingen-Weilstetten, der mit einem Remis (28:28) endete, ist klar, dass dies keine Eintagsfliege war. Denn genau die Spieler, die auch bislang auf sich aufmerksam machen konnten, zeigten hier wieder einmal ihre Klasse. Auf 23 der insgesamt 28 Treffer kamen die benannte Außenfraktion und die beiden Rückraumakteure bei einer Quote von über 70%.

Matthias Obinger ist demnach bestens beraten, den Gegner als einen Kontrahenten zu sehen, der seiner Mannschaft auf Augenhöhe begegnen wird, auch wenn die Wölfe nach den jüngsten drei Erfolgen sicher etwas Rückenwind erfahren haben. Alles andere wäre vermessen, zumal der Stachel der unglücklichen Niederlage in der sOliver-Arena vom März diesen Jahres noch ziemlich tief sitzen dürfte. Zudem haben die Gäste schon ein wenig das Markenzeichen „Auswärtsstärke“ entwickeln können. Bedenkt man dann noch, dass die Dessauer regelmäßig von einer großen Zahl an lautstarken Schlachtenbummlern begleitet und angefeuert werden, kann man von einem heißen Tanz ausgehen, der die Wölfe erwartet.