Interview Johannes Heufelder
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Interview Johannes Heufelder & Bastian Krenz

Johannes, du bist jetzt seit einigen Monaten in Rimpar, zuerst als sportlicher Leiter, inzwischen auch als Trainer des Profikaders. Wie hast du den Verein initial kennengelernt und wahrgenommen?
Johannes: "Es ist ein Verein im Umbruch, ich glaube das Bewusstsein dafür ist mittlerweile bei allen vorhanden und trotzdem ist es das eine es zu Wissen, etwas anderes es anzunehmen und den Umbruch zu leben. Das ist ein Prozess, dem wir uns stellen und der Zeit, viel harte Arbeit und gute Entscheidungen braucht!"

Johannes, die Wölfe Würzburg sind gerade mitten darin einen Umbruch zu meistern. Nach 10 Jahren zweite Liga müssen wir den Schritt in die 3. Liga zurück gehen und auch personell gab es viele Veränderungen. Was erwartest du von den kommenden Monaten?
Johannes: "Ein solcher Umbruch birgt auch immer eine Chance neue Impulse zu setzten. Ich habe den Kader mit den vorhandenen Mitteln so zusammengestellt, dass jeder der Teil von diesem Projekt ist, sich auch mit ganzem Herzen diesem Projekt verschrieben hat. Wir haben eine sehr anspruchsvolle, aber auch spannende Aufgabe übernommen und jeder muss bereit sein, sich dieser mit vollem Einsatz zu stellen!"

Bastian, in der vergangenen Saison konnten die Jungwölfe den Klassenerhalt frühzeitig sichern. Wie zufrieden bist du mit der Leistung der Mannschaft in der abgelaufenen Saison?
Bastian:"Erstmal haben wir frühzeitig erreicht, was uns davor viele Jahre verwehrt war: Den frühzeitigen Klassenerhalt und das, obwohl wir doch immer wieder unter unseren Möglichkeiten gespielt haben. Für die Play-Offs konnten wir unsere Leistung nicht konservieren, wir haben mit Luis Franke und Jonas Krenz in dieser Phase aber auch auf zwei absolute Leistungsträger verzichtet und den Schwerpunkt auf die Förderung unserer Nachwuchstalente gesetzt mit deren Entwicklung wir im vergangenen Jahr sehr zufrieden sind."

Welche neuen Herausforderungen kommen in der anstehenden Saison auf die Jungwölfe zu?
Bastian: "Wir haben vermutlich den größten Umbruch im Kader seit zehn Jahren. Drei Leistungsträger der vergangenen Saison haben die Wölfe mit Profiverträgen ausgestattet. Einige verdiente Spieler haben ihre Karriere beendet. Dafür drängen aus der Jugend zahlreiche top-ausgebildete Spieler in den Männerbereich. Mit Lukas Hermann und Bennet Brinkmeier sind wir unserem Konzept treu geblieben und haben unseren Kader mit jungen, hungrigen Spielern verstärkt. Der Umbruch geht sicherlich etwas zu Kosten der Erfahrung, aber wir sind uns sicher, dass unsere Talente an dieser Herausforderung wachsen werden."

Wölfe Würzburg in der 3. Liga, die Jungwölfe in der Männer Bayernliga, A-Jugend in der Jugendbundesliga und alle anderen Jugendmannschaften in der höchsten Liga der Altersklasse. Wie bewertet ihr das Gesamtkonstrukt, wo seht ihr Chancen, wo seht ihr Herausforderungen?
Bastian: "Eine junge Mannschaft ist immer eine Herausforderung, das trifft in diesem Jahr auf alle unsere Teams zu. Sowohl der Kader der Wölfe, aber auch der Jungwölfe und der A-Jugend ist überdurchschnittlich jung. Junge Spieler können ihr Potential oft nicht mit der gleichen Zuverlässigkeit abrufen wie die Erfahrenen. Unsere jungen Spieler sind aber unser Potential und unsere Chance: Sie sind entwicklungsfähiger und hungriger. Der personelle Umbruch bietet uns zwei große Chancen: Zum einen können wir den Profi-Kader wieder mehr mit eigenen Talenten durchsetzen, zum anderen bietet uns der personelle Umbruch bei den Jungwölfen die Chance unsere Talente noch mehr zu fordern."
Johannes: „Ich sehe in nahezu allen Bereichen Herausforderungen, das kann aber auch an meiner Natur liegen. Ich bin ein Mensch, der sich über Herausforderungen definiert und misst. Dieser Verein hat, wenn er sich geschlossen auf einen gemeinsamen Weg festlegt und den dann mit aller Konsequenz geht sehr gute Chancen. Wir haben einen tollen Fanclub, eine gute Jugendarbeit, einen tollen Standort und viele Menschen die den Handball leben und lieben. Wenn man diese Dinge hinter einer gemeinsamen Idee vereint, kann etwas Großes daraus entstehen.“

Diese sportlichen Synergien zu nutzen und aufzuzeigen ist sicherlich vor allem eure Aufgabe, ihr steht mit den Wölfen und den Jungwölfen an vorderster Front. Wie wollt ihr die Zusammenarbeit weiter vertiefen?
Johannes: "Stand jetzt läuft die Zusammenarbeit im Tagesgeschäft sehr gut und zuverlässig, hier kann ich mir nur wünschen, dass sich das so fortsetzt. Darüber hinaus möchte ich eine noch engere Verzahnung mit dem eigenen Nachwuchs anstreben. Hierfür haben wir in der Vorbereitung bereits erste erfolgreiche Maßnahmen gestartet, das kann aber nur der Anfang sein. Ich möchte unseren jungen Talenten eine glaubhafte Chance in den Profisport zu kommen aufzeigen. Dann liegt es an unseren Talenten selbst diese Wertschätzung des Vereins zu erwidern, aber die Basis dafür müssen wir legen."
Bastian: “Wir haben zwischen den Wölfen Würzburg, den Jungwölfen und der A-Jugend einen regen Austausch geschaffen. Da Robin (Scheler-Eckstein) als Trainer auch bei den Wölfen Würzburg dabei ist, und ich selbst auch quasi jeden Tag in der Halle bin, haben wir einen exzellenten Austausch zwischen den drei Mannschaften. Hierdurch haben in der Vorbereitung schon viele Spieler der A-Jugend und Jungwölfe bei den Wölfen mittrainieren. Zudem haben wir durch den “Elitekader” eine zusätzliche mannschaftsübergreifende Förderung für unsere Top-Talente der B-, A-Jugend und Jungwölfe geschaffen."

Wie sind eure Erwartungen an die Jungwölfe für die kommende Saison?
Johannes: "Ich erwarte, dass unsere Talente sich dort mit vollem Einsatz einbringen und Erfahrungen sammeln, Fehler machen und daraus lernen. Außerdem erwarte ich von den Spielern im Anschlusskader und den Toptalenten, dass sie dort ihr Potenzial konstant abrufen. Sie müssen dort voran gehen und Verantwortung übernehmen!"
Bastian: "Ich erwarte vor allem Einsatz. Wenn wir hungrig sind und investieren dann kann das durchaus eine spannende und positive Saison mit einer tollen Entwicklung werden. Auch gerade deswegen haben wir den Kader weiter verjüngt: Damit wir gieriger auf mehr sind. Ich appelliere aber auch an unsere Zuschauer und Fans: Wie schon gesagt untersteht die Leistung von jungen Talenten größeren Schwankungen und durch die Abstimmung zwischen den Wölfen und der A-Jugend wird der Kader Woche für Woche auch unterschiedlich sein. Habt Geduld mit uns und unseren Talenten."

Auf die Wölfe wartet ein spannendes, aber auch herausforderndes Jahr in einer extrem starken Südstaffel der 3. Liga. Welche Erwartungen und Ziele haben sich die Wölfe gesetzt?
Johannes: "Meine Erwartungen sind, dass jeder alles mögliche investiert um mit seinen Fähigkeiten unser gemeinsames Projekt voran zu bringen. Darüber hinaus möchte ich, dass wir uns einen unverkennbaren Stil aneignen, der die Zuschauer und uns begeistert und allen Spaß bereitet."

Die Wölfe Würzburg und die DJK Rimpar befinden sich im Umbruch. Die Wölfe stehen mit einer neu formierten Mannschaft in der 3. Liga. Bei den Jungwölfen machen die jungen Spieler Druck auf die etablierten Spieler im Männerbereich. Welche Entwicklungen erhofft ihr euch für die kommenden Monate:
Johannes: "Ich hoffe, dass wir die Prinzipien unseres Spielstils noch tiefer verinnerlicht haben und diese auch zu den Jugendmannschaften durchdringt."

Die A-Jugend konnte sich erneut für die Jugendbundesliga qualifizieren. Auch die B- und C-Jugend spielen erneut in der Bayernliga. Was erwartet unsere Teams in der kommenden Saison – und was erwartet die Fans?
Bastian: "Unsere A-Jugend hat eine richtig krasse Gruppe erwischt. Wir freuen uns auf Spiele gegen unter anderem die Füchse Berlin, Melsungen aber auch die Derbys gegen Erlangen und Coburg. Einige Highlightspiele werden auch erneut gemeinsam mit den Wölfen Würzburg in der tectake Arena ausgetragen. In der B- und C-Jugend wird die Spitze in der Bayernliga immer besser - wir erwarten also eine herausfordernde, aber auch spannende Saison mit unseren Jugendteams. Die Intensität in der Vorbereitung war bei vielen unsere Teams sehr hoch. Unsere B-Jugend hat unter anderem in Rimpar ein Turnier gegen die JSG Balingen-Weilstetten und Erlangen ausgetragen, unsere A-Jugend war im August in Rostock und unsere C-Jugend war beim Turnier der Füchse Berlin. Unsere Teams haben eine Menge investiert, um gut in die Saison zu starten.
Johannes: „So wie ich die Jungs kennengelernt habe werden wir viele Emotionen und tolle Handballspiele erleben. Es werden sehr anspruchsvolle Aufgaben auf sie warten, an denen sie reifen und sich entwickeln müssen."

In der kommenden Saison kommt die Jugendbundesliga für die B-Jugend und die A-Jugendbundesliga wird zweigleisig. Der DHB setzt also absolut auf Spitzenförderung. Wo findet sich die DJK Rimpar hier wieder und wie wollt ihr den Club für diese Zukunft fit machen?
Bastian: "Es ist Jahr für Jahr eine Herausforderung mit den Ressourcen, die wir haben mit den Großen mitzuhalten. Wir haben nach wie vor keinen Vollzeit Jugendkoordinator. Unser Kapital sind unsere vielen exzellenten Trainer, die in ihrer Freizeit die Ausbildung unserer Talente im Jugendbereich vorantreiben. Um die Ausbildung unserer Talente voranzutreiben haben wir unser Trainerteam nochmal aufgestockt und zusätzliche Förderung für unsere Spitzentalente durch die Einführung des Elitekadertrainings geschaffen. Außerdem soll sich Talente-Coach Christoph Kolenda noch intensiver um die individuelle Förderung unserer Toptalente kümmern."
Johannes: "Ziel muss es sein mit unserer Art Handball zu spielen junge Talente zu begeistern und für unseren Weg zu gewinnen. Dabei muss unser Konzept, auf junge talentierte Spieler zu setzten auch für sich sprechen. Die Aufgabe wird es sein die volle Durchschlagskraft der möglichen Bedingungen vor Ort komplett zu entfalten und den Weg der Professionalisierung weiter voran zu treiben."

Der Abstieg in die 3. Liga bietet den Wölfen die Chance den Anschluss zur sportlichen Basis wieder zu finden und sich auf die Werte, die den Verein stark gemacht haben, zurückzubesinnen. Der Sprung für eigene Talente ist jetzt einfacher möglich, auf der anderen Seite ist der Abstieg ein enormes Risiko den Anschluss an den Profi-Sport zu verlieren. Wie wollt ihr in eurer Funktion als sportliche Leiter der Wölfe Würzburg und der DJK Rimpar diesen Spagat meistern?
Johannes: "Ich glaube nicht, dass die Liga hier der entscheidende Faktor ist, sondern der Wille des Vereins und die Bereitschaft der Spieler. Natürlich kann ein Verein wie die DJK Rimpar nicht jedes Jahr zwei neue Spieler aus der eigenen Jugend zu den Profis bringen, zumindest noch nicht. Aber es muss eine mittel- bis langfristige Planung für eigene Toptalente geben, die man integrieren möchte. Damit verbunden ist natürlich auch die Hoffnung, wenn wir wieder mehr Identifikation mit der Region aufbauen, dass sich das dann auch finanziell auswirkt."
Bastian: "Ich glaube der Abstieg kann uns durchaus schon als Reset helfen zu unseren Stärken zurückzufinden. Der Verein und die Wölfe sind in der Vergangenheit vor allem aneinander gewachsen. In den letzten Jahren hat der personelle Umbruch und die Pandemie zu einer gewissen Entfremdung der Wölfe von ihrem Publikum geführt. Ich wünsche uns, dass die Verjüngung des Kaders, auch mit eigenen Talenten wie zum Beispiel Paul Siegl, und die enge Zusammenarbeit zwischen den Wölfen und dem Verein Zuschauer und Fans wieder mehr begeistert. Wir werden und wollen die Geschichten der Vergangenheit nicht wiederholen, aber wir wollen gemeinsam eine neue Geschichte schreiben, die begeistern kann."

3 Jahre in der Zukunft: Wo seht ihr die Wölfe Würzburg und die DJK Rimpar?
Johannes: "Ich halte nichts davon in so großen Zeiträumen öffentliche Prognosen abzugeben. Meine Devise ist es jeden Tag mit 100% anzugehen und so das Optimum rauszuholen, natürlich haben wir einen Plan, aber der wird nicht realistischer, wenn wir darüber reden, sondern nur, wenn wir es tun."
Bastian: "Ich denke wo ist die falsche Antwort. Die Frage ist er wie. Ich sehe uns als Einheit mit viel Enthusiasmus und Begeisterung. Um das zu erreichen müssen wir intern wie extern Vertrauen weiter aufbauen beziehungsweise gewinnen."